1 Boden und Klima
Voraussetzung für die Besiedlung und Bewirtschaftung unser Heimat bilden Bodenbeschaffenheit und klimatische Verhältnisse.
Für die Orendelsaller Geschichte überhaupt besitzen wir neben gedruckten Standardwerken auch ›Lehrerarbeiten‹, vorab eine ›Heimatkunde‹ von Siegfried Vöhringer. Dieser entnehmen wir folgende geologischen Ausführungen:
>… Die Orendelsaller Flur ist nur ein kleiner Teil der Hohenloher Ebene, welche ihrerseits ein Stück des großen schwäbisch-fränkischen Stufenlandes ist. Nachdem schon am Ende des Erdaltertums ein flaches Meer von Norden her unsere Gegend überflutet hatte, bildete sich in der folgenden, als germanische Trias (Buntsandstein – Muschelkalk – Keuper) bezeichnete Epoche ein Binnenbecken, dessen Boden sich zunächst mit dem Verwitterungschutt des nun fast eingeebneten Festlandes der Steinkohlenzeit füllte; dieser verfestigte sich zu Buntsandstein. Darauf wurden in offener See die Schichten des Muschelkalks, welcher heute unsere Flur bildet, abgelagert. Den letzten Abschnitt der Trias bilden die Schichten des Keupers. Zusammenfassend können wir über unsere engere Heimat also sagen, daß sie sich in zwei riesigen Treppenstufen zeigt. Die untere besteht aus den wie Mauern geschichteten Felsen des Muschelkalks. Darüber lagern auf der Ebene die Mergel und Sandsteine der Lettenkohle. Die Stufe des Waldes, im SO (Waldenburger Berge, Mainhardter Wald), wird von buntfarbigen Mergeln und den Sandsteinen des Keupers aufgebaut. Den Buntsandstein finden wir bei uns nicht, doch ist er zwischen Niedernhall und Ingelfingen im Kochertal angeschnitten. Im Schwarzwald, Odenwald und Spessart sehen wir jedoch gut seine roten Felsen.
Im Laufe von Jahrtausenden haben die Flüsse ein großes Werk vollbracht. Hat sich doch in unserer Nachbarschaft (Forchtenberg bis Möglingen) der Kocher schon bis zum Wellenkalk durchgenagt. Vorherrschend ist im Kochertal und seinen Nebentälern der Muschelkalk. Seinen Namen verdankt er den Muscheln, welche wir in seinen Schichten finden. Oberhalb Sindringen ist der mittlere Muschelkalk oder das Salzgebirge erschlossen. Ihm fehlen harte Gesteine.
Wir unterscheiden demnach 3 Schichten beim Muschelkalk:
a) Oberer Muschelkalk oder Hauptmuschelkalk,
b) Mittlerer Muschelkalk oder das Salzgebirge,
c) Unterer Muschelkalk oder das Wellengebirge.
Rund 80 m Mächtigkeit hat jede dieser drei Gruppen aufzuweisen. Das Salzgebirge verdankt seinen Namen dem einst wichtigsten Bodenschatz unseres Landes, dem Salz. In Kochendorf und Heilbronn wird es heute noch abgebaut. Die Mächtigkeit der dortigen Schichten schwankt zwischen 20 und 40 m. Der Flurname ›Salz‹ eines bei Metzdorf gelegenen Ackers erinnert an die früher in der Gegend, hauptsächlich um das Salltal, vorhandenen Salzquellen oder an in der Erde gefundenes Steinsalz. Kommt Wasser in ein Salzlager, so wird es von diesem aufgelöst, und die Quelle enthält Salz. Eine solche Salzquelle war früher im Salltal unterhalb des Heiligenhauses, welche noch vor 100 Jahren stark salzhaltig gewesen sein soll. Heute enthält diese Quelle in 1l Wasser nicht einmal mehr 1 g Salz. Das Salzvorkommen dürfte auch nicht unwesentlich zu dem überreich vorhandenen Wildbestand der hiesigen Gegend beigetragen haben.
Der Gips, welcher bei uns an manchen Stellen eine Mächtigkeit von etwa 40 m aufweist, löst sich 150 mal schwerer als Salz. In weiten, unterirdischen Gängen wird er im Gipswerk in Forchtenberg abgebaut. – An den Talwänden des Kochers und auch an denen der Sall und der Ohrn steht der Hauptmuschelkalk an. Seine 20 bis 40 cm dicken, blaugrauen Platten, die von gelbbraunen Mergeln unterbrochen werden, sind verhältnismäßig hart und widerstandsfähig und sehen wie gemauert aus. Diese harten Schichten zwingen die Flüsse zur Bildung von Mäandern. Dadurch werden im Tal Absätze, Terrassen gebildet, an welchen man den alten Flußlauf erkennen kann. Betrachten wir das Salltal mit aufmerksamem Blick, dann fällt uns am Straßenkreuz Orendelsall – Zweiflingen mit Friedrichsruhe – Sindringen auf, daß auch dort solche Stufen sich befinden. Deutlich ist dieser Absatz auf Sternberg – Weckberg – Sallberg – Ahlberg – Heiligenknock zu erkennen. Auch hier liegt der alte Salllauf etwa 30 bis 40 m höher als der heutige. Man erkennt ihn rechts und links des Baches am Hang. Mehrfach greift er über die Straße herüber; er deckt sich also keineswegs mit dem heutigen.
Im Hauptmuschelkalk findet man Feilenmuschel, Pilgermuschel und die Krummschalige. Diese Versteinerungen zeigen, wie anfangs schon erwähnt, daß einst ein Meer bei uns war. Auch findet man gelegentlich versteinerte Seesterne, Seelilien und Krebse. Vom ersteren entdeckte man ein besonders schönes Exemplar in einem Steinbruch bei Friedrichsruhe. Von Fischen findet man jedoch meist nur Zähne und Schuppen.
Zusammenfassend kann man sagen, daß die harten Schichten des Muschelkalks von der Sall bei Mainhardtsall, von der Kupfer bei Kupferzell und vom Hirschbach bei Kleinhirschbach angeschnitten werden. Wie viele Jahrtausende mögen diese Nebenflüßchen des Kochers schon an ihren tief in die Muschelkalkebene eingeschnittenen Betten arbeiten? Steil und schroff fallen ihre Talwände ab, so daß man beim Blick über die Hochfläche die Einschnitte gar nicht bemerkt. Man glaubt eine zusammenhängende Ebene vor sich zu haben, bis man plötzlich am Talrand steht.
Auf der ganzen Hohenloher Ebene, also auch in der Gegend um Orendelsall, sind die blaugrauen Tafeln des Muschelkalks bedeckt von der Lettenkohle mit ihren Schiefertonen, Sandsteinen und den wenig mächtigen Dolomit- und Kalkbänken. Sie gibt den Feldern der Gemarkung die weiche, wellige Form. Vielfach treffen wir in unserer Gegend Tümpel und Stauseen an. Sie sind ein Beweis für die der Lettenkohle anhaftende Eigenschaft, das Wasser schlecht versinken zu lassen. Dabei werden jedoch die Felder naß und schwer. Die »Weihd«, am Eingang des Dorfes gelegen, veranschaulicht dies ganz deutlich. Diese Tümpel versumpfen aber im Laufe der Zeit, werden dann entwässert und wieder zu fruchtbaren Wiesen- und Ackerteilen. Die auf der Gemarkung früher vorhanden gewesenen Weiher sind alle versumpft und heute nicht mehr sichtbar.
Außerdem ist die Lettenkohle dafür bekannt, daß an ihren Talhängen Quellen zutage treten. Gleich hinter Orendelsall, im Norden des Dorfes, entspringen zwei Bächlein, welche sich auf ihrem Wege zur Sall, rechts und links am Dorfe vorbei, in den Muschelkalk eingegraben haben. Sie schwellen jedoch nur bei Schneeschmelze oder starken Regenfällen zu reißenden Bächen an. Das eine speist mit seinen Wassern die » Weihd« (Wette, Dorfweiher). Wie an vielen anderen Orten, so hat auch auf unserer Markung der Name Lettenkohle falsche Hoffnungen erweckt. So wurde 1794 von Salinendirektor Hofrat Glenk sogar eine Bergbaugesellschaft gegründet, welche die (nicht vorhandenen) Kohlenlager ausbeuten sollte. Am Ausgang des Dorfes gegen den Roßbach, innerhalb des Wildzauns, wurde ein 17 m tiefer Schacht gegraben, welcher aber nichts zutage brachte. Ebenso wie in Orendelsall erging es der Gesellschaft an anderen Orten, wie Obermaßholderbach, Untermaßholderbach u. a.
Dem aufmerksamen Beobachter geben die hin und wieder auf unserer Markung in Wiesen und Äckern anzutreffenden Löcher Anlaß zum Nachdenken. Diese Senkungen werden als Erdfälle bezeichnet. Sie rühren von den unter der Lettenkohle liegenden Kalkschichten her. Kleinste Teile werden durch die im Regenwasser vorhandene Kohlensäure aufgelöst, und allmählich bilden sich Hohlräume. Eines Tages bricht dann die darüber liegende Erddecke ein. Dies kann bei pflügenden Bauern oder Fuhrwerken zu unliebsamen Überraschungen führen. Ein Vorkommnis aus dem Jahre 1948 zeigt, daß die chemische Arbeit des Wassers heute noch solche Erdfälle entstehen läßt: Auf der Flur Hundsprung der Wohlmuthäuser Gemarkung brach einem Bauern beim Pflügen die Kuh bis zum Halse ein und mußte ausgegraben werden.
Durch die zerstörende Arbeit des Wassers (Erosion, Auflösung etc.) an den bei uns vorkommenden Gesteinsschichten komm es zu größeren Karsterscheinungen, wie wir sie besonders schön im Sall- und Hirschbachtal sehen können. Beide Bäche fließen nur bei Hochwasser (Schneeschmelze oder Gewitterregen) immer an der Oberfläche. Ein großer Teil des Wassers versickert mit hörbarem Rauschen in der Erde. So legt der Hirschbach einen Weg von einigen Kloometern zurück, ehe er unterhalb Tiefensall gurgelnd versickert. Anschließend ist das Bachbett auf eine Länge von 300-500 m ausgetrocknet. Erst nach einem kurzen unterirdischen Lauf unter einem kleinen Bergvorsprung hindurch quillt das Wasser wieder aus einer kleinen Grotte hervor. Nicht weit von dieser Stelle entfernt mündet der Hirschbach dann in das leere Sallbett.
Etwas unterhalb von Orendelsall, bei den sogenannten Hummelwiesen, pendelt der Sallauf von Berghang zu Berghang und bildet dabei schöne Mäander. Leider sind diese schönen Bogen bei trockener Witterung oder im Sommer halb ausgetrocknet. In einzelnen Tümpeln steht vielleicht noch faules, stinkendes Altwasser, reich belebt mit Fröschen, Kröten und Molchen.
Der unterhalb von Orendelsall versickernde Sallbach fließt auf einer Länge von 100-800 m unterirdisch durch den Weckberg. Aus vielen kleinen, besonders deutlich aber aus einer starken Quelle tritt er auf der anderen Seite am Fuße des Weckberges in den Wiesen der Talsohle zutage und vereinigt sich mit dem bisher das Sallbett benützenden Hirschbach.
Auf einer Länge von 2-3 km hat die Sall bei ihrem unterirdischen Lauf viele Krümmungen des Tales abgekürzt. Neuerdings zeigen sich solche Versickerungserscheinungen im kleinen an einigen anderen Stellen des Sallbaches.
‹Weitere Nachrichten über die natürlichen Gewässer sowie die Witterung lassen sich der ›Öhringer Kreisbeschreibung‹ entehmen:
›…Etwa 600 m unterhalb Orendelsall entspringt der » Heiligenbrunnen« auf dem linken Sallufer aus Hauptmuschelkalk, ungefähr 8 m über der Talaue. Das wenige Wasser rieselt über einen noch in Fortbildung begriffenen Kalksinterkegel dem nahen Flüßchen zu. Der Analyse zufolge kann sich der Name nicht auf heilende Wirkung des Wassers beziehen: gesamter Lösungsgehalt 450 mg/1, 18° d. H., normales Calcium-Hydrogenkarbonat-Wasser. – Außer den für die Wasserversorgung (s. dort) gefaßten Quellen treten auf der Gemarkung nur unbedeutende kleine Quellen zutage, zumeist im Gebiet des großen »Heiligenwaldes«.
Die klimatischen Verhältnisse der Gemarkung sind nicht einheitlich. Einerseits wirkt sich das schon recht tief eingeschnittene Salltal, an dessen sonnenscheinreichem, windgeschütztem Südhang die Ortschaft aufgebaut ist, und dessen nördliches Einzugsgebiet die vorwiegend nach Süden gerichtete Geländeneigung der Gemarkung bestimmt, Klima- verbessernd aus. Andererseits kommen aber auch, vor allem bei Obstlagen, die klimatischen Einflüsse der Hohenloher Ebene zur Geltung. So kann für die Ortschaft selbst eine durchschnittliche Jahrestemperatur von nahezu 8.5 Grad zugrunde gelegt werden, während auf den höchsten Lagen der Gemarkung z. T. nur eine solche von 8,3 Grad erreicht werden dürfte. Die mittlere Jahressumme des Niederschlags liegt für die ganze Gemarkung etwa bei 830 mm. Der nördlich des Salltals gelegene Gemarkungsteil ist durch die, das Kochertal begrenzenden, ausgedehnten Waldgebiete gegen Winde aus West bis Nord teilweise geschützt. Dagegen bieten die höheren Lagen, vor allem im Nordosten der Gemarkung, östlichen Winden fast ungehinderten Zugang. Letztere können auch in das Salltal Eingang finden. So ist besonders der Nordosten der Gemarkung winterlichen Frostschäden etwas mehr ausgesetzt. Eine Gefährdung durch Spätfrost besteht bei der vorherrschenden Geländeneigung weniger und beschränkt sich meist auf die unteren Lagen des Salltales und die Taleinschnitte. Diese weisen auch die größte Nebelhäufigkeit auf, während die umliegenden Höhen nur selten Nebel haben. Eine besondere Häufigkeit von Hagelfällen liegt nicht vor.
Wegen ihrer geschützten klimatischen Verhältnisse in der Nähe ausgedehnter Waldgebiete wird die Gemeinde auch von Sommergästen aufgesucht.‹