2 Die Besiedlung unserer Gegend

Hierzu gibt Vöhringer eine allgemeine Einführung, der wir auch örtliche Fakten entnehmen können:

›Weder geschriebene Urkunden noch Erinnerungen geben uns Auskunft über die menschlichen Lebens- und Wohnverhältnisse der ältesten Bewohner unserer Heimat. Die Wissenschaft des Spatens und ihre Ausgrabungsergebnisse sind es, die uns von der vorgeschichtlichen Zeit berichten. Der Boden hat manche Überreste jener Bevölkerung aufbewahrt und erhalten.

Viel Scharfsinn und Gelehrsamkeit war nötig, um aus den einzelnen Beobachtungen und aus den Vergleichen mit Funden anderer Gegenden verschiedene Perioden dieser ältesten Zeit zu unterscheiden.

Denken wir uns in die Vorzeit unserer Hohenloher Heimat zurück, so erhalten wir einen völlig anderen Eindruck als heute. Die Berge der Keuperstufe, also Waldenburger Berge, Mainhardter Wald, Löwensteiner Berge usw., waren mit Laubwald bewachsen, das Land der Ebene dagegen, die Lößgebiete um Öhringen mit Steppengras, welches auf diesem guten Boden üppig wuchs. Die ersten Einwohner besiedelten die Ebene, da diese mit ihrer Pflanzen- und Tierwelt reichlicher Nahrung bot als das Waldland, das sie in Ermangelung geeigneter Werkzeuge nicht roden konnten, bestanden ihre Werkzeuge doch nur aus harten Steinen. Wir dürfen jedoch nicht zu gering von diesen Menschen denken. Im Laufe von Jahrtausenden hatten sie gelernt, aus Ton schöne Gefäße zu formen, Getreide anzubauen und Kleider aus Wolle und Flachsfasern zu spinnen und zu weben, Felder zu ackern, Häuser zu bauen, und das alles mit ihren einfachen Werkzeugen…

Bald löste das Metall die Steinzeit ab. Wir stehen am Anfang der Bronzezeit (2000-800 v. Chr.). Wenn auch die ersten Geräte, die man in unserer Heimat fand, zeigen, daß sie eingeführt wurden, so erwarb sich die Bevölkerung sicher schnell die Kunst, Bronze, eine Mischung aus Kupfer und Zinn, zu schmelzen und zu hämmern.

Was vorher aus Horn oder Knochen verfertigt wurde (Haarnadeln, Armspan- gen usw.), konnte man jetzt aus goldfarbenem Metall herstellen, ebenso Waffen, also Beile, Messer und Dolche. Die Einfuhr dieser Geräte aus Bronze durch Händler zeigt uns, daß der Handel und die Handelswege damals eine bedeutende Rolle spielten. Bestand in der jüngeren Steinzeit die Bevölkerung aus seßhaften Bauern, so haben wir es jetzt mit umherziehenden Viehzüchtern zu tun. Erst gegen Ende der Bronzezeit finden wir wieder seßhafte Bauern. Kunde aus dieser Zeit geben uns die Grabhügel (Forchtenberg in der Flur Bohnholz, an der Hohestraße, beim Hermersberg, an der Straße Niedernhall – Neufels, dann bei Criesbach). Der Leichnam wurde auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt, welcher auf einem Steinkreis von etwa 3 m Ø errichtet worden war. Dieser Steinkreis bestand in der Mitte aus größeren Steinplatten, umgeben von faustdickem Steinschotter. Die Asche wurde dann in einer großen Urne beigegetzt, umgeben von kleineren Beigabeurnen. Darüber wölbte sich ein Erdhügel. Diese Grabhügel zeigen uns Stätten uralter Ansiedlung an, und da in stark angebauten Gegenden der Feldbau sicher diese Hügel verdrängt, so kann man schließen, daß diese alten Ansiedlungen sich im allgemeinen über das gesamte Land der Ebene erstreckten.

Frei von solchen Hügeln sind die Waldenburger Berge, Löwensteiner Berge und die Murrhardter Berge. Die Besiedlung dieser Waldgebiete erfolgte erst später in der Karolingerzeit. Dies spricht also für eine dünne Besiedlung dieses Berglandes. Aus dieser Zeit haben wir Funde in Öhringen, Bitzfeld, Funde aus Grabhügeln im Wald bei Friedrichsruhe, rechts der Straße vom Platzhof her, ferner im Wald zwischen Orendelsall und Ernsbach und bei Ohrnberg.

Um das Jahr 1000 v. Chr. lernte man auch das Eisen kennen, doch 100 bis 200 Jahre später erst zu schmelzen und zu bearbeiten. Durch den Handel machte die Bevölkerung die Bekanntschaft mit dem neuen Metall. Einwandernde Volksteile aus dem Osten brachten dann diese Fertigkeit mit. Diese Epoche bezeichnet man als die Hallstatt- oder Eisenzeit (etwa 800-400 v.Chr.). Ringwälle und Verschanzungen zeugen noch von dem Kampf der sich gegen die fremden Einwanderer wehrenden und trotzenden Bronzeleute. So kann fast mit Sicherheit angenommen werden, daß der Platz der heutigen Ruine Forchtenberg eine keltische Fliehburg war, besonders wenn man den Namen Forchtenberg aus dem keltisch-romanischen Sprachgut ableitet. Mit der Zeit vermischten sich die Völkerstämme, und reicher entwickelte sich das Kulturleben. Die Funde im benachbarten Forchtenberg, Friedrichsruhe, Sindringen, Zweiflingen und Orendelsall (über dem rechten Ufer der Sall im Wald » Dörniger Berg« ist ein Hügel von 80 cm Höhe und 19 m Durchmesser) zeugen davon. Ringwälle und Verschanzungen konnten aus dieser Zeit in der engeren Heimat noch nicht festgestellt werden, doch befindet sich bei Aschhausen eine Fliehburganlage. Es wird vermutet, daß sich die Bevölkerung des Flachlandes in die Randberge der Keuperstufe, welche ihnen sicher als Zufluchtsstätten dienten, flüchteten.

Das von ihnen bebaute und gepflegte Ackerland lockte Teile des indogermanischen Volkes, der Kelten oder Gallier, welche das heutige Frankreich bewohnten, in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt in unser Gebiet. Die ein- heimische Bevölkerung (Hallstattleute) nahm die keltische Kultur an, d. h. die Bauweise der Häuser, die Herstellung von Geräten, Lebensweise und Sprache. Gut bekannt sind uns ihre Hohlmünzen, die Regenbogenschüsselchen, von denen die Sage geht, daß sie da zu finden sind, wo nach einem starken Gewitterregen der Regenbogen auf dem Boden aufsteht. Großes Glück hat der Finder eines solchen Schüsselchens, verkaufen aber darf er es nicht, sonst wird er blind. Gefunden wurden solche Münzen in Bitzfeld, Kupferzell, Öhringen, bei Metzdorf, zwischen Stolzeneck und der Sall.

Alle, zumindest die meisten unserer Flußnamen, und wohl auch die meisten Ortsnamen bis in die Frankenzeit, geben ebenfalls Aufschluß über die am frühesten besiedelten Gebiete und können den Kelten – Romanen – zugeschrieben werden. Solche Namen für Flüsse sind in unserem Gebiet der Kocher, die Jagst, die Ohrn, die Sall, die Kupfer, der Neckar, die Tauber u. a. Diese Namen sind sicher keltischen Ursprungs, manche mögen aber auch übernommen worden und daher noch viel älter sein. Die Alemannen gründeten wohl die -ingen = Siedlungen. Die Flur- und Landschaftsbezeichnungen übernahmen sie höchstwahrscheinlich von den zurückgebliebenen Kelten.

Das Flüßchen Sall, das für den Ortsnamen Orendelsall und seine heimatliche Flur von ausschlaggebender Bedeutung ist, soll nach bisheriger Deutung ›Salzfluß‹ heißen. Lateinisch sal bedeutet Salz und Saline = Salzsiederei. Begründend dafür wäre, daß die Bäcker von Sindringen noch zu Anfang unseres Jahrhunderts an einer Quelle unter dem Heiligenhaus salziges Wasser zum Brezelbacken geholt haben. Nach meinen Überlegungen und Untersuchungen dürfte der Name Sall nicht von „Salz‹ kommen, zumal die fließenden Gewässer schon vom Oberlauf aus benannt werden, dort aber der Sallbach in diesem Oberlauf durch Lettenkohle und oberen Muschelkalk kein Salz aufnehmen kann. Es scheint, daß das Flüßchen den Namen Sall vom Landschaftsgebiet Sall – vom Kochertal aus heißt die Redensart »nüber in d’Sall« (gemeint ist die Landschaft, nicht der Fluß) – bekommen hat. Dafür spricht auch die Siedlung Tiefensall, die ja am Hirschbach liegt (siehe Öhringer Oberamts- Heimatbuch, Seite 196: ›Die Rodung wäre also auch hier flußaufwärts gegangen, und zwar ehe für den linken Sallfluß der Name Hirschbach festlag‹). Der Hirschbach wurde also erst benannt, nachdem Tiefensall schon seinen Namen hatte. Sall wäre, wenn nicht auf Salz, so auf lateinisch saltus = Wald mit reichlichen Weideplätzen, also Buschweideland, zurückzuführen. Lateinisch saltus bedeutet auch noch Wasserfall, Sprung, entsprechend unserem ›Lauffen‹ = ›Stromschnelle‹. Althochdeutsch sal bedeutet Wohnung, Versammlungshaus, Saal, aber auch mhd. sal = Bauerngut mit Herrenhaus. Aus althochdeutsch salaha, mhd. salhe (gesprochen salche) verlor sich das -Ch-, es wurde zu sale = Salweide. Nur ist damit noch gar nichts erklärt; was bedeutet dann Sal- am Namen des Weidenbaumes? Wo doch hier Weide von ahd. und kelt. witu, vitu = Buschweide, Wildnis herrührt. Lateinisch solus bedeutet allein, einsam, so im Ortsnamen Roten-Sol, der damit einen ganz klaren Sinn bekommt: Roten = Viehweide und Sol = Einöde. Sol und saltus = Buschweide gehören zusammen. Die Sall als ›Die aus der Wildnis‹ (kommende Ache) = Einödsbach dürfte zutreffen. Wobei das althochdeutsche sal = Herren-, Gutshof eben aus der vordeutschen Benennung für Weideland entstammt.

Zusammenfassend kann man sagen, daß Orendelsall mit seiner Markung sowie das umliegende Gebiet schon in vorgeschichtlicher Zeit einmal besiedelt gewesen sein muß.

Für die weitere Besiedlung unserer Landschaft war die Römerzeit von ausschlaggebender Bedeutung. Was bewog damals die Römer, in unsere Gegend vorzudringen? Unsere Heimat war doch, im Vergleich mit ihrem Weltreich, für sie nur ein verschwindend kleiner Zipfel Grenzland nördlich der Alpen. Betrachtet man jedoch einmal genauer die näheren Umstände, so erkennt man die tieferen Zusammenhänge, und es wird einem klar, warum die Römer auf diesen für sie nicht ganz bedeutungslosen Zipfel Ansprüche erhoben. Die durch die Kelten gut genützte und bearbeitete Landschaft erweckte ihr wirtschaftliches, aber auch politisches Interesse. Durch die Einverleibung dieses Landstriches bot sich ihnen die Möglichkeit, ihre Reichsgrenze zu verkürzen und abzurunden. Ihr Hauptziel war, eine günstigere Verbindung, eine Wegverkürzung zwischen Mittelrhein und Donau zu bekommen. Eine solche Wegverbindung benötigte natürlich einen Schutz und mußte gegen Überfälle, vor allem gegen von Osten anstürmende, eroberungslustige Germanenstämme (Alemannen) geschützt werden können. Wo natürliche Grenzen, z. B. Flüsse, fehlten, erbauten sie einen künstlichen Grenzwall. So entstand ums Jahr 150 n. Chr. der Limes (Grenzwall, Teufelsgraben, Saugraben, Pfahleraben), der kaum 3 km südlich von Orendelsall, von Jagsthausen kommend über Sindringen. Pfahlbach. Öhringen, Mainhardt, Murrhardt, Welzheim, Lorch, vorbeizieht. Er bestimmte das Schicksal des östlichen Teils der Hohenloher Ebene, denn die Römer duldeten im ganzen Grenzgebiet östlich des Walles keine Besiedlung, um vor den fortwährenden Germaneneinfällen Ruhe zu bekommen. Orendelsall muß damals im verwüsteten, unbesiedelten, höchstens für Weidebetrieb der weiter östlich des Limes wohnenden Bevölkerung freigegebenen Gebiet gelegen sein. Die Breite der verwüsteten Zone schwankt zwischen 15 und 20 km. So blieb ein riesiges Waldgebiet, der Ohrnwald genannt, unangetastet.

Das Wort Limes bedeutete ursprünglich Streifen. Mit Limes wird hauptsächlich ein begehbarer Streifen Land zwischen den Feldern bezeichnet ob der Weg gerichtet ist oder nicht. Es sind dies aber im allgemeinen solche Wege, wie wir sie heute bei unseren Feldbereinigungen finden. Die Römer benutzten je- doch das Wort in der Hauptsache als Reichsgrenze. Die Grenzlinie in unserer Gegend wurde zuerst durch eine hölzerne Palisade, welche man in den Boden eingrub, gesichert. Das am Wall liegende Pfahlbach erhielt davon seinen Namen. Lateinisch palus = Schanzpfahl.

Wie schon erwähnt, diente der Limes den Römern in erster Linie dazu, den germanischen Nachbarn Grenzübergänge zu irgendwelchen Raubzügen zu erschweren, zum anderen aber die Ausfuhr von Waffen, Gold und Salz zu kontrollieren, ja ersteres zu verhindern. Ein weiterer Grund war auch, bei der Einfuhr auf gewisse Waren Zoll erheben zu können. Dazu mußten Übergangsstellen geschaffen werden. Dies geschah immer an solchen Stellen, wo die Palisade alte Verkehrswege durchschnitt. Solche Übergangsstellen wurden durch Wachtürme gesichert (Pfahlbach). Die ersten schriftlichen Niederschriften über unsere Heimat stammen aus dieser Zeit. Keller schreibt in seinem Buch ,Vicus Aurelik, daß es in unserer Gegend viele Sümpfe und Eichenwälder gab und daß zur Zeit des Kaiser Augustus die Bewohner die Mark- oder Grenzmänner, die Markomannen gewesen seien. Öhringen lag am großen Walde Meginhardt (Mainhardt) und in der Mitte des Ohrnwaldes, wo noch da und dort Elch und Wisent gehaust haben, während an Fluß und Bach wilde Schwäne und Gänse nisteten.‹

In den Jahren 233-235 erstürmten germanische Stämme den Limes, und es gelang ihnen, bis zum Neckar vorzustoßen. Unter den größten Anstrengungen konnten die Römer die Eindringlinge wohl noch einmal zurückwerfen, doch ihre Herrschaft neigte sich dem Ende zu. Im großen Alemannensturm, im Jahre 260 n. Chr., gelang es den Alemannen, den Limes bei Öhringen zu erstürmen und zu durchbrechen. Dabei wurden die römischen Bauwerke beinahe restlos zerstört. Das Gebiet des Ohrngaues, welches innerhalb des Grenzwalles lag, kam nun in germanischen Besitz und gehörte damit nicht mehr der römischen Provinz an. Die Alemannen bevorzugten für ihre Siedlungen diesen offenen Teil, den Ohrngau. So kam es, daß der Ohrnwald noch lange unbesiedelt blieb. Die Besiedelung ging den Flüssen entlang.

Als nach der folgenschweren Schlacht von Zülpich (496) die Alemannen von den Franken Chlodwigs geschlagen und im 5. und 6. Jahrhundert die Landschaft um Öhringen mit Orendelsall fränkisch wurde, erfolgte eine starke Siedlungstätigkeit mit Eindringen in den Ohrnwald. Nach fränkischem Recht wurde alles freie Land samt den Wäldern Königsgut. Der König gab es den Adeligen als Eigentum oder Lehen. Diese übertrugen großen Landbesitz wieder an Lehensmänner.

Das eroberte Gebiet wurde in Gaue eingeteilt. So dürfte unumstritten Orendelsall samt Umgebung dem Kochergau oder einem Kocher-Untergau angehört haben. Den Gau hatte ein Gaugraf zu regieren (Ordnung zu halten, Recht zu sprechen, für Ablieferung der Zinsen zu sorgen, Heeresfolge etc.). Ein solcher Gaugrafensitz war das 4 km entfernte, im Kochertal gelegene, heute abgegangene Wülfingen, wo 1042 noch ein Kochergaugraf Heinrich bezeugt ist. Schon um 787 ist die Kochergaugrafschaft beurkundet.

Dieser Gaugraf mit seinen Untergrafen war gleichermaßen aus wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Gründen zum Siedeln gezwungen. Er mußte für die fränkischen Beamten und Krieger für Ernährung sorgen. Dazu wurden die Höfe wie Kupferhausen mit Mühle gegründet, ebenso mit ziemlicher Sicherheit unser Nachbardorf Wohlmuthausen als großes Versorgungsfeld. Darauf weist sicher noch das Wohlmuthäuser ›Schloßfeld‹ hin.

Als militärische Stützpunkte entstanden die -heim-Orte, die nachgewiesenermaßen mit jedem fränkischen Grafensitz zusammenhängen. So ist auf der ›Hohen Roßbach‹ das noch 1037 erwähnte Bergheim an einer alten Straße von Sindringen über Eselsdorf nach Öhringen als Sicherung für die Straße und die Gegend vom Wülfinger Grafensitz aus entstanden, wie Talheim oberhalb Niedernhall zur Beherrschung der Talstraße.

Die fränkischen Siedler dieser -heim-Orte waren nebenher verpflichtet, Hilfsdienste zu leisten (Vorspann, Instandsetzunzen etc.) und für Unterkünfte (Herberge) zu sorgen. Wenn das abgegangene Bergheim nachgewiesenermaßen eine fränkische Siedlung von Wülfingen aus ist, so darf mit großer Sicherheit angenommen werden, daß dies auch bei Orendelsall der Fall ist. Es könnte später als weitere Stützpunktsiedlung am Übergang der alten Straße über die Sall entstanden sein.

Nach genauerer Betrachtung der heutigen Ortsanlage liegt die Vermutung nahe, daß zuerst ein größerer Gutshof entstanden ist. Meine Vermutung geht dahin, daß, wenn 1037 Bergheim im Öhringer Stiftungsbrief noch erwähnt wird, dieses Bergheim in der Übergangszeit zwischen Franken- und Hohenstaufenzeit infolge Änderung kirchlicher und herrschaftlicher Besitzverhältnisse (Bauernlegen und Zweckentfremdung) nach Orendelsall umgesiedelt (einverleibt) wurde.

‹ Im Zusammenhang mit der Besiedlungsgeschichte des Naturraums erwähnt Vöhringer auch die heimischen Flurnamen:

›… Die Urmarkungen, wie sie zur Zeit der Landnahme abgegrenzt wurden, waren groß genug, um den Bevölkerungszuwachs für einige Jahrzehnte aufzunehmen. Manche Urmarkungen waren 2 Stunden lang und 2 Stunden breit. Die Bewirtschaftung einer so großen Fläche von einem Mittelpunkt, dem Urdorf aus, ging an, solange die Außengebiete Allmende waren, d. h. gemeinsames Weideland und auch noch Wildwuchs. Für regelrechten Ackerbau waren diese Randgebiete zu entlegen. Es erwies sich bald als Notwendigkeit, den einzelnen Gebieten aus dieser Urmarkung besondere Bezeichnungen zu geben. Die ersten Bezeichnungen für einzelne Markungsteile waren sicher Geländenamen. Wir können uns gut denken, was diesen Menschen beim Durchschreiten ihrer Markung zunächst ins Auge fiel: die Bodengliederung, und zwar vor allem die senkrechte Bodengliederung, etwa Berge, Hänge, Täler, Ebenen, Vertiefungen.

Die Orendelsaller Markungskarte hat in ihren Flurnamen Bei- spiele für diese Geländeformen: Ebenfeld, Klinge, Waldenberg. Je länger unsere Vorfahren ihre Markungsflur bebauten, desto mehr lernten sie auch die Eigenheiten und die Wasserverhältnisse des Bodens kennen. Und da gab es dann Flurnamen nach der Bodenbeschaffenheit, z.B. Brunnenwiese, Steinäcker, Rauher Busch u.a. mehr.

Mit dem Aufkommen der Dreifelderwirtschaft, etwa um 800, zur Zeit Karls des Großen. bekamen die Fluren Bezeichnungen nach dem Wuchs des Bodens (Sommerösch – Winterösch – Brachland). Gemäß der Dreifelderwirtschaft ist der Ösch das Saatfeld einer Dorfgemeinde. Ebenso findet man auch Flurnamen, die von Pflanzen und Tiernamen herkommen, z.B. Dinkeläcker, Hummelwiesen, Saustall, Hasensprung. Unsere Nachbarn, die Zweiflinger, haben ein Stück in ihrer Gemarkung, das Eichhorn heißt, ebenso Fuchsäcker, Hasenwiesen u. a. Neben Flurnamen, die an einen bestimmten Beruf erinnern (Kelterwiese, Hirtenwiese), hat die Gemarkung auch Flurnamen, die an geschichtliche Erinnerungen anknüpfen, z.B. Bergheim. Beim Gang über die Markung kommt es mir vor allem auf die heute noch gebräuchlichen Flurnamen an. Nur hin und wieder werde ich auf einen abgegangenen Flurnamen verweisen…

Meine Nachfragen im Dorfe ergaben, daß solche der jetzigen Generation nicht mehr bekannt sind…‹

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